Nun sind meine zweiten und damit auch schon letzten Ferien schon wieder vorbei. Morgen leuten wieder die Schulglocken und die freie Zeit wird ein jehes Ende finden.
Am Donnerstag bin ich von meinem zweiwöchigen Trip mit meinen Eltern zurückgekehrt. Wie schon der Küstenurlaub in den Sommerferien bot auch diese Reise wieder viele spannende und ereignisreiche Momente. Dieses Mal hatte ich sogar das Gefühl mehr erlebt und gesehen zu haben, als in dem eine Woche längeren Sommerurlaub.
Alles begann mit der Fahrt von Potch nach Johannesburg am 20.3. Meine Eltern waren am Tag zuvor in Johannesburg angekommen und hatten sich schon in einem Hotel etwas außerhalb eingerichtet. Da der 20. der letzte Schultag war, konnte ich an diesem Tag erst nachreisen. Aus finanziellen Gründen entschied ich mich dazu, ein Minibus-Taxi für 80 Rand nach Johannesburg zu nehmen. Das Prinzip der Minisbus-Taxis sieht wie folgt aus: es wird gewartet, bis die ca. 15 Plätze des Busses besetzt sind, vorher fährt das Gemeinschaftstaxi nicht los. So wartete ich rund eine Stunde, bis es endlich los ging. Am Taxistand in Johannesburg angekommen, begann für mich der zweite Teil der Reise: nun musste ich das Hotel finden, dafür brauchte ich aber ein "normales" Taxi. Sobald ich aus dem Minibus ausgestiegen war, kam ich mir ein wenig hilflos vor. Ich war mitten im Zentrum Johannesburgs, wo es vor Menschen wimmelte und ich war der einzige Weiße weit und breit. Dementsprechend wurde ich auch gemustert. Ein freundlicher, älterer Herr bot mir dann seine Hilfe an und führte mich zu einem Taxifahrer, der sich bereit erklärte, mich zum Hotel zu bringen. Leider wusste er auch nicht genau, wo sich das Hotel genau befand und so fragten wir Passanten, einen Tankwärter und riefen beim Hotel an, bis wir es schließlich erreichten. Erleichtert nahmen mich meine besorgten Eltern in Empfang und auch meinem tapferen Taxifahrer machten wir eine Freunde, indem wir ihn für den nächsten Tag nochmal engagierten.
Am nächsten Tag startete nämlich die einwöchige, geführte Rundreise durch den Norden Südafrikas, mit Stationen in Durban, dem Zululand, Swaziland, dem Krüger-Nationalpark und zum Abschluss Soweto und Pretoria. Startpunkt war der Flughafen von Johannesburg.
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Da hat wohl jemand Hunger |
Vom Flughafen aus ging es dann mit haupsächtlich älteren, deutschen Afrikatouristen in einem Reisebus nach Durban. Den Stop hätte uns die Reiseorganisation getrost sparen können, denn nachdem wir am Abend angekommen waren, ging es nach dem nächsten Morgen in aller Frühe direkt weiter Richtung Norden. Nördlich von Durban liegt die Heimat der Zulus, dessen Kultur wir anhand eines Besuchs in einem nachgebauten Zuludorf und anschließender Tanzeinlage kennenlernen sollten. Mit einer gewissen Portion Fremdscham begutachteten wir die Choreografie der sich um Authentizität bemühten "Zulus". Danach gab es noch einen kleinen Ausflug in einen nahe gelegenen Nationalpark, der einen Vorgeschmack auf den noch zu besichtigenden Krügerpark war. Den nächsten Tag durchfuhren wir das monarchisch geführte und von Südafrika politisch unabhängige Swaziland, dessen König die Polygamie preist, sich um sein Volk aber eher weniger zu kümmern scheint. Entlang durch geschwungene Berglandschaften wurde nur gehalten, um sich zu entleeren oder zu konsumieren. Am Ende des Tages erreichten wir dann bereits das Randgebiet des Krüger-Nationalparks, wo wir für drei Nächte eine schicke Unterkunft bezogen. Nachdem wir einen Tag eine Pause vom vielen Busfahren eingelegt hatten, ging es am nächsten um 5 Uhr morgens ab in den Krüger. Mit einem Jeep und einem in die Jahre gekommenen Guide hielten wir Ausschau nach der animalen Vielfalt des Parks. Und wurden fündig. Wir sahen Elefanten, Giraffen, Büffel, Nashörner, Kudus, Geier, jede Menge Impalas und sogar Löwen, wenn auch nur von hinten. Dieser eine Ausflug in den Park reichte aber auch völlig aus, denn nach 10 Stunden Pirschfahrt war man gut bedient.
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Atemberaubender Blick auf den Blyde River Canyon |
Am vorletzten Tag der Rundreise wurde die Rückfahrt nach Johannesburg angetreten. Auf dem Weg hatten wir unter anderem einen unfassbaren Blick auf den Blyde River Canyon, welcher wie ein Gemälde vor einem lag. Am Tag darauf stand eine Fahrt durch Soweto und somit Armuts-Sightseeing auf dem Programm. Soweto ist aber keineswegs nur von Armut geprägt, sondern es gibt auch Gegenden mit prachtvollen Häusern und Villen, wo zumeist die schwarze Elite wohnt. Teilweise liegt direkt gegenüber der Villa eine einfache Wellblechhütte. Auch im größten Township Südafrikas gibt es diesen krassen Kontrast zwischen Arm und Reich, der prägend für das ganze Land ist. Am Hector Pieterson Museum, das zu Ehren eines Schuljungen errichtet wurde, der beim Massaker während des Schüleraufstands 1976 erschossen wurde, machten wir einen Stop. Doch anstatt uns über die Geschehnisse während einer der größten und gewaltvoll unterdrückten Demonstrationen während der Apartheid zu informieren, wurde der Halt für eine Pinkelpause genutzt. Danach wurde noch die Hauptstadt Pretoria besichtigt, ehe es zurück zum Flughafen ging und die Rundreise somit beendet war.
Insgesamt war die Reise geprägt von langen Busfahrten, einem strengen Programmplan und wenig Individualität. Doch das hatte zum Teil auch seine guten Seiten, da man sich um fast nichts kümmern musste und sich so entspannt zurücklehnen konnte. Außerdem war das Essen, besonders für mich, wie ein Segen.
Am Flughafen mieteten meine Eltern und ich dann ein Auto und machten uns auf den Weg in meine aktuelle Heimatstadt Potchefstroom. Dort verbrachten wir, meine Eltern im Hotel und ich im Kinderheim, zwei Nächte, so dass ich einen vollen Tag hatte um meinen Eltern zu zeigen, wie ich hier lebe. Ich führte sie durchs Kinderheim, wir schauten bei der Schule vorbei, machten in der Mall nötige Einkäufe und guckten uns den Unikampus an. Abschließend schnürten mein Vater und ich noch unsere Schuhe und spielten mit einigen Kindern und ein paar Freiwilligen ne Runde Basketball. Der Eindruck meiner Eltern fiel durchaus positiv aus.
Von Potch aus wurde die Reise Richtung Kapstadt angetreten. Bevor wir die wohl schönste Stadt des Landes erreichten machten wir aber noch zwei Stopps plus Übernachtung in Kimberley und Beaufort West. Kimberleys einziges Highlight ist das tiefste von Menschenhand gegrabene Loch, aus dem vor einiger Zeit Diamanten abgebaut wurden. Dieses "Big Hole" und das dazu gehörige Museum ist der einzige Grund, warum sich Touristen noch in die ansonsten verlassene und herunter gekommene Stadt verirren. Oder man brauch so wie wir auf dem Weg nach Kapstadt einen Ort zum Übernachten.
Der zweite Stop in Beaufort West, ein kleines, schickes Städtchen, nutzten wir um den Karoo-Nationalpark, unweit vom Ort zu besichtigen. Dort hatten wir nicht sonderlich viel Glück bei der Tiersuche, aber in der Hinsicht waren wir ja bereits andernorts recht erfolgreich.
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Blick vom Lion's Head auf den Tafelberg |
Am darauf folgenden Tag machten wir Halt in Paarl, wo wir ein Monument besichtigten, dass der Afrikaanssprache gewidmet war und in Stellenbosch, das für seine gute Uni, den schmackhaften Wein und den europäischen Einfluss bekannt ist. Hier fühlte man sich wie in einer holländischen Kleinstadt, von Afrika keine Spur. Später am Tag kamen wir schließlich in Kalk Bay an. Das Fischerdorf befindet sich zwischen Kapstadts Zentrum und dem Kap der guten Hoffnung in der False Bay und bot uns Unterkunft für die restlichen drei Nächte. Die restlichen drei Tage wurden natürlich zum Entdecken Kapstadts und seiner Umgebung genutzt. Ich hatte dabei das Vergnügen, einige Touristenhighlights ein zweites Mal zu sehen, wie zum Beispiel das Kap der guten Hoffnung, die Pinguinkolonie, die Waterfront, sowie die Long Street. Orte die man ruhig auch ein zweites Mal sehen kann. Zudem machten wir noch eine Stadtrundfahrt mit dem Touribus und zu meiner großen Freude bestiegen wir, besser gesagt ich, denn meine Eltern gaben zur Hälfte auf, den Lion's Head, der rechts vom Tafelberg in den Himmel ragt. Wie schon beim letzten Urlaub rundete die Stadt am Kap eine sehr gelungene Reise ab und läutete die Rückkehr ein. Für mich hieß es zurück nach Potch, für meine Eltern ging es ein Stücken weiter.
Der Urlaub ist vorbei, der Alltag steht bevor. Ein Gefühl an das ich mich langsam gewöhne, doch es ist wohl das letzte Mal, dass ich diesen Wechsel der Umstände erlebe.