Samstag, 16. März 2013

Die Bedeutung des Wassers

Am Mittwoch ist es soweit. Dann endet das erste Quartal des Schuljahres und es beginnen die Osterferien. Zusammen mit meinen Eltern werde ich durch Südafrika reisen und die freie Zeit genießen. Denn die brauche ich sehr dringend.
Zuletzt war der Schulalltag nämlich eher von Langeweile beziehungsweise Anstrengung geprägt. Entweder hatte ich zu wenig zu tun oder ich musste Lehrer in ihren Klassen vertreten, wie zu letzt am Mittwoch und Donnerstag die vierten Klassen. Leider gestaltete sich die Beaufsichtigung als nervenaufreibende Angelegenheit, denn die Kinder benahmen sich teilweise wie im Irrenhaus und ich konnte wenig entgegensetzten. Da ich das Schlagen der Kinder prinzipiell nicht in mein Ermahnungsrepertoire aufnehmen will, blieb nur meine Stimme. Doch diese Methode half wenn dann nur kurzfristig. Die Kinder sind hier teilweise sehr ungezogen und je größer die Klasse ist, desto schwieriger wird es, diese zu bändigen. Am Ende der beiden Tage war ich dann körperlich wie seelisch mit meinen Kräften am Ende und war in eine resignierte "Macht doch was ihr wollt"-Stimmung verfallen. So viel zu den negativen Seiten meiner Arbeit. Denn es ist ja auch nicht alles schlecht, so folgte auf meine erste Unterrichtsstunde nämlich die zweite. Dafür muss die Zeit ein wenig zurück gedreht werden, und zwar auf den 18.2. Wieder fungierte ich als Geografielehrer, wieder ging es um Afrika, diesmal lag der Schwerpunkt auf den Gewässern und Wüsten. Anhand von Bildern der größten Flüsse, Seen, Wasserfällen und Wüsten zeigte ich den Kindern die natürliche Vielfalt Afrikas. Außerdem thematisierte ich auch das Problem der Wasserverschmutzung und machte ihnen die Bedeutung von sauberem Wasser bewusst. (später mehr dazu)
Für die nächste Stunden teilte ich die Kinder dann in vier Gruppen ein und ließ sie Fragen zu meinem Unterricht diskutieren. Das funktionierte erstaunlich gut, denn die Kinder kamen relativ schnell und gemeinschaftlich zu guten Ergebnissen. Anschließend wurde von mir und dem Hauptlehrer ein Kind ausgewählt, um die erarbeiteten Antworten vor der Klasse zu präsentieren. Die sonst so lauten und aktiven Kinder waren plötzlich ganz schüchtern und zurückhaltend. Zum Abschluss wurden die Antworten nochmal in der gesamten Klasse diskutiert und mein Lehrerkollege hielt eine lehrreiche Ansprache über die Verantwortung jedes einzelnen, Wasser möglichst sauber zu halten. Somit war meine Unterrichtsstunde also auch von gesellschaftlicher und politischer Bedeutung und ich hoffe sehr, dass ich ich damit die Kinder zum Nachdenken bringen konnte. 
Wo wir gerade beim Wasser sind. Nur eine Woche nachdem es in der Schule um die Wichtigkeit des Wassers ging, war ebendieses in Potch nicht mehr da. Die Leitungen gaben mit der Zeit immer weniger her und irgendwann kam gar nichts mehr raus. Für mehrere Tage bedeutete das: keine Dusche, keine Wäsche, keine Spülung und wenn dann nur sporadisch und in geringen Mengen. Zwischendurch lief das Wasser dann wieder für einen Tag, am nächsten ging wieder nichts mehr. Nach ein paar Tagen ohne Wasser, wurde an einer Tankstelle Wasser aus einem Schlauch für die Bürger von Potchefstroom bereitgestellt und so begann eine große Auffüllaktion fürs Kinderheim. Grund des Wassermangels ist wohl ein politischer. Ein Tag nachdem das Wasser zum ersten Mal ausblieb, wurde die Bügermeisterin, die der Democratic Alliacnce (DA),der größten Oppositonspartei Südafrikas angehört, durch ein Misstrauensvotum aus dem Amt gewählt und durch einen von leider vielen korrupten ANC-Politikern ersetzt. Daraufhin behauptete die DA, der ANC habe die Wasserpumpen absichtlich abgedreht und wolle ihnen dieses Fiasko ankreiden. Soweit die südafrikanischen Medien. Was hinter den Kulissen nun tatsächlich abgelaufen ist, kann ich nicht abschließend beurteilen. Fakt ist: Wir hatten über längere Zeit, ca. eine Woche, kein fließend Wasser. In dieser Zeit wurde mir dann tatsächlich die hohe Bedeutung des Wassers bewusst und aus der Theorie wurde Realität. Und schließlich bin ich hier in Afrika, da muss man doch auch mal eine Zeit ohne Wasser auskommen. So, genug zum Wasser, mittlerweile läuft es wieder ganz normal und das Leben in Potch hat sich wieder normalisiert.
Ich freu mich jetzt auf die Ferien und die Rundreise mit meinen Eltern, die uns von Johannesburg nach Durban, Swaziland, zum Krügernationalpark und nach Soweto und Pretoria führt. Danach gehts für zwei Tage nach Potch und zum Abschluss nach Kapstadt. Ob ich meine Eltern nochmal nach Kapstadt begleite ist noch nicht hundertprozentig sicher, aber ziemlich wahrscheinlich. Die Osterferien sind hier auch schon die letzten für mich, danach folgen noch zwei Monate Schule und dann geht es schon wieder zurück nach Deutschland. Bis dahin folgen aber sicher noch einige Blogeinträge!