Sonntag, 17. Februar 2013

Es geht voran!

Nach dem aufregenden und erholsamen Urlaub stand das neue Schuljahr bevor. Jetzt klingelte der Wecker wieder gnadenlos um 6 Uhr in der Früh und es galt wieder sich um ein neues aufzuraffen und den Schulbus nicht zu verpassen. Mit dem neuen Schuljahr gab es auch für mich Neuerungen. Anstatt, wie zunächst vermutet, die schwangere Lehrerin mit der 4. Klasse zu begleiten, wurde ich einem Lehrer zugeteilt. Dieser etwas korpulente Herr um die 30 unterrichtet ebenfalls Social Science (was aus Geografie und Geschichte besteht) für drei 5. Klassen (zwei Englisch- sowie eine Afrikaansklasse) und zusätzlich ein Fach mit der Abkürzung FO (afrikaans für physical education, was frei übersetzt Sportunterricht bedeutet) für verschiedene Klassen von der 4. bis zur 7. Stufe. So, jetzt hab ich aber genug geklammert (,oder?). Aus diesen Fächern besteht nun also mein alltäglicher Schultag und wie zu meiner Schulzeit sitze ich öfter mal ruhig da und höre zu, was der Herr Lehrer so spannendes zu erzählen hat. Erst wenn die Kinder Aufgaben zu bewältigen haben, bekomme ich die Gelegenheit mich sinnvoll einzubringen und meine freiwillige Arbeit mit Leben zu füllen. Dann kann ich nämlich Fragen beantwortet, Fehler korrigieren und Tipps geben. Beim Sportunterricht kann ich mich zudem körperlich fit halten, indem ich diverse Koordinations-,Lauf-oder Fitnessübungen mitmache. Hier fungiere ich oft als Vorführer und Motivator. So habe ich schon eher bewegungsunwillige Kinder dazu gebracht mit mit zusammen eine Runde um das Rugbyfeld zu laufen, auf dem der Unterricht stattfindet. Mein Lehrerkollege sieht in seinen Sportstunden besonders die Chance ungeliebte Kilo abzubauen.
Mister Jannes in Aktion
Zusätzlich dazu, war ich zu Beginn viel damit beschäftigt, Schulhefte mit Umschlägen zu bekleiden und ins Innere Arbeitsblätter zu kleben. Ähnlich wie das Korrigieren von Examen wurde diese Tätigkeit auf Dauer monoton und so war ich sehr erfreut, als mir mein Lehrer die Möglichkeit gab, eine eigene Unterrichtsstunde zu gestalten. Also wurde ich am 28.1 zum Geografielehrer für die beiden Englischklassen, ich gab also zwei Unterrichtsstunden à 30 Minuten. Mein Thema für die beiden Stunden war der Kontinent Afrika. Ich erzählte den Kindern also alles Wissenswerte über ihre Heimat und stellte ihnen zum Abschluss noch "meinen" Kontinent vor. Während ich redete, hörten die Kinder artig zu und brachten sich, wenn ich sie um Beteiligung bat, ein. Zum Schluss verteilte ich noch einen kleinen Test, der durch aufmerksames Zuhören und mit Hilfe des Geografiebuchs durchaus lösbar war, und versprach den Besten eine Belohnung in Form von Süßigkeiten. Es waren also zwei sehr gelungene erste Unterrichtsstunden! Den Rest der Woche verbrachte ich dann noch damit, die Tests auszuwerten und nochmal gründlich durchzugehen.
Auch im Kinderheim haben sich mit dem neuen Jahr Veränderungen ergeben. Die study time wurde umstrukturiert: Die Kinder sind jetzt nach Klassenstufen eingeteilt und nicht mehr nach ihren Häusern. Zusammen mit meiner Schulkollegin Michelle habe ich die Aufsicht für eine "special class", wo die Altersspanne 9 bis 11 Jahre beträgt. Die Kinder haben besondere Konzentrationsschwächen und dementsprechend anstregend gestalten sich die anderthalb Stunden Hausaufgabenhile. Nach 45 Minuten Lernen gehen wir dann mit den Kindern zum Spielen nach draußen.
Auch meine Karriere als Basketballtrainer ist nun gestartet. Jedoch biete ich das Training nicht in der Schule an, sondern im Kinderheim. Die großen Jungs, also 12+, können dran teilnehmen und sind bei den zwei bereits durchgeführten Einheiten auch relativ zahlreich erschienen. Das Vorbereiten und Erklären der Übungen macht echt Spaß, leider scheinen das einige der Jungs nicht wirklich zu würdigen, denn bei einigen fehlt es an der nötigen Motivation. Das scheint aber ein allgegenwärtiges Problem zu sein, denn auch beim Fußballtraining, das andere Freiwillge leiten, sind die Jungs manchmal nicht ganz bei der Sache. Hoffentlich schaffe ich es, etwas mehr Begeisterung für mein Training zu entfachen.
Union Buildings in Pretoria
Neben all der Arbeit war ich im neuen Jahr bereits zwei mal mit Freiwilligen übers Wochenende unterwegs.
Der erste Ausflug ging in die Hauptstadt Pretoria/Tshwane. Zusammen mit drei Potchlern besuchten wir einige Freiwillige in ihrer WG in Pretoria, mit denen wir unsere Erfahrungen aus unseren Projekten austauschten. Außerdem sahen wir uns ein wenig die Stadt an, unter anderem das Regierungsgebäude ""Union Buildings", wo 1994 die historische Vereidigung Nelson Mandelas zum Präsidenten des Landes stattfand. Den Aufenthalt in Pretoria nutze ich dann auch, um meinen neuen Führerschein in der deutschen Botschaft abzuholen.
Das Soccer City Stadion
Der Trip nach Johannesburg am letzten Wochenende führte uns gleich zwei mal in das mit Informationen vollgestopfte Apartheidmuseum. Da wir am ersten Tag gerade mal die Hälfte des Museums begutachten hatten, durften wir am nächsten Tag nochmal kostenlos rein. Der Besuch ist auf jeden Fall empfehlenswert, da man eindrucksvoll die Sinnlosigkeit dieser dunklen Episode in Südafrikas Geschichte vor Augen geführt bekommt. Am Sonntagabend stand das Highlight unseres Johannesburgbesuchs auf dem Programm. Mit rund 90000 Vuvuzela-trötenden Fußballfreunden ging es zum Finale des Afrika Cups. Wir erlebten ein atemberaubendes Stadion und ein nicht ganz so atemberaubendes Spiel, indem Nigeria Burkina Faso mit 1:0 besiegte. Die Siegerehrung mit anschließendem Feuerwerk rundete das große Event gebührend ab.
Wie ihr seht, die letzte Zeit war reich an neuen Erlebnissen und Herausforderungen. So kann es gerne weiter gehen!